Visions du Réel on Tour

Regie: Haibo Yu; Dokumentarfilm; CHINA 2016; Originalversion mit deutschen Untertiteln, 1h20

Filmbeschrieb

Im Stadtteil Dafen der südchinesischen Stadt Shenzhen leben alle gut 10‘000 Einwohner von der Malerei. In kleinen, vor Schmutz strotzenden, aber vor Leben nur so brummenden Familien-Ateliers werden Meisterwerke der Malerei kopiert. Jeder hat sein Spezialgebiet. Xiaoyong Zhao hat sich auf die Werke Vincent van Goghs spezialisiert, ohne diese je gesehen zu haben, und verkauft über einen Auftraggeber in Amsterdam „Sonnenblumen“, „Sternennacht“ oder das „Selbstbildnis mit verbundenem Ohr und Pfeife“. Seine Familie hat Werke von van Gogh nicht weniger als 100‘000 Mal nachgemalt. Bei jedem Auftrag ist die ganze Familie daran beteiligt, den idealen Pinselstrich zur Wiedergabe des Lichthofs der Sterne im Himmel über Arles oder der Emotion des starren Blicks des Künstlers zu finden. Pinselstriche, die Xiaoyong Zhao, so sein Traum, gerne einmal im Original sehen würde. Eines Tages geht dieser Traum in Erfüllung: Er besucht das Van Gogh-Museum in Amsterdam.

Die unwahrscheinliche Geschichte Xiaoyong Zhaos ist auch die einer modernen Welt, in der vom Süden Chinas bis nach Amsterdam alle miteinander verbunden sind, ohne sich zu kennen. Die Enttäuschung, die Xiaoyong Zhao erlebt, als sein Traum wahr wird, kommt der gleich, die das maoistische China erlebte, als es den Kapitalismus entdeckte.